Studie zur Wirtschaftskompetenz im deutschen Bundestag
- Mehr als die Hälfte (58%) der 709 Mitglieder des Bundestages verfügen über wirtschaftliches Know-How, das sie in der freien Wirtschaft und Studium erworben haben.
- Die Wirtschaftskompetenz der Parteien im Bundestag unterscheidet sich zum Teil deutlich.
- Frauen sind deutlich unterrepräsentiert.
Die Welt und das gesamte Umfeld ist in Bewegung. Ob in der Politik, in der Wirtschaft oder in der Gesellschaft. Handelskonflikte, Brexit, nachlassende Wachstumsdynamik in der Weltwirtschaft, und als Gipfel, die seit 2020 anhaltende Corona-Krise, die keineswegs auf eine Weltwirtschaft in schwungvoller Dynamik traf. In solch angespannten Zeiten betonen Politiker häufig und gerne, wie wichtig die Stimme der Wirtschaft in der Politik ist. Stellt sich also die Frage, wie kompetent ist die Stimme der Wirtschaft wirklich in der deutschen Politik?
Dieser Frage ist das Executive Search Unternehmen HEADSAHEAD mittels einer eigens designten Studie nachgegangen. Ziel war es, die Wirtschaftskompetenz des Deutschen Bundestags anhand einer systematischen Analyse der 709 Abgeordneten-Biografien des 19. Bundestags zu erfassen. Die Ergebnisse geben insbesondere Aufschluss über die in der Freien Wirtschaft und im Studium erworbene Wirtschaftskompetenz der Parlamentarier.
Dr. Michael Schorr, Managing Partner bei HEADSAHEAD sagte: “Wir begleiten als Executive Search Unternehmen regelmäßig Führungskräftewechsel, auch an der Schnittstelle von Wirtschaft, Politik und Verwaltung. Aus der freien Wirtschaft sind uns die Kompetenzen und Skills der Top Manager bestens vertraut. Mit dieser Studie möchten wir einen sachlichen Beitrag für mehr Transparenz auch in der Politik leisten.“
Die HEADSAHEAD GmbH erarbeitete eine Klassifizierung, um die Wirtschaftskompetenz eines Abgeordneten des Deutschen Bundestags aus Beschäftigung in der Freien Wirtschaft zu analysieren und untereinander vergleichbar zu aggregieren. Die Stufen sind „Hohe Wirtschaftskompetenz“, „Mittlere Wirtschaftskompetenz“, „Geringe Wirtschaftskompetenz“ und „Keine erkennbare Wirtschaftskompetenz“. Abgeordnete mit „Hoher Wirtschaftskompetenz“ sammelten in der Regel Führungserfahrung im höheren Management der Freien Wirtschaft. Abgeordnete mit Mittlerer Wirtschaftskompetenz waren in einer Führungsposition im mittleren Management tätig oder bringen ein wirtschaftswissenschaftliches Studium mit. Geringe Wirtschaftskompetenz setzt mehrjährige Tätigkeit in der Wirtschaft ohne Führungsverantwortung voraus. Jeder Stufe werden Kriterien zugeordnet, deren Erfüllung Voraussetzung ist.
Die Analyse zeigte, dass der Anteil der Abgeordneten, die in der Freien Wirtschaft oder Ausbildung Wirtschaftskompetenz erworben haben, 58% beträgt. Bei 42% der Abgeordneten wurden hingegen Keine erkennbare Wirtschaftskompetenz nachgewiesen. Mehr als zwei Drittel verfügen lediglich über Geringe oder Keine erkennbare Wirtschaftskompetenz aus der freien Wirtschaft.
Die Studie lässt weiterhin Rückschlüsse auf den Anteil der MdBs mit Wirtschaftskompetenz aus Freier Wirtschaft nach Parteien zu. Bei FDP und AfD betragen die Anteile der Abgeordneten, die länger in der Freien Wirtschaft tätig waren, jeweils 71% und 74%. Die Union folgt mit einem Wert von 66%. Der Anteil an Abgeordneten der SPD und Grünen, die in Freier Wirtschaft Wirtschaftskompetenz erwarben, liegt bei jeweils lediglich 43%. Bei den Linken liegt dieser Wert mit 41% am niedrigsten. Parteien, die jünger im Parlament sind, bzw. deren Zeit im Parlament unterbrochen wurde, schneiden hier besser ab.
Bei der Geschlechterverteilung zeigt sich, dass Frauen mit 31% der Mandate nicht nur anteilig seltener im Parlament vertreten sind , sondern auch mit einem Anteil von 20% unter den MdBs mit Hoher oder Mittlerer Wirtschaftskompetenz aus Freier Wirtschaft unterrepräsentiert sind.
Des Weiteren verdeutlicht die Studie, dass ältere Abgeordnete üblicherweise eine höhere Wirtschaftskompetenz aufweisen.
„Die Ergebnisse der Studie haben uns gezeigt, dass Abgeordnete nicht selten „Kaminkarrieren“ in der Politik machen, d.h. kaum berufliche Vorerfahrungen z.B. in der Wirtschaft gesammelt haben. so Dr. Michael Schorr, Managing Partner bei HEADSAHEAD.
Weiterhin ergänzte er: „Wir als Executive Search Unternehmen würden uns für die Zukunft wünschen, dass Silos zwischen Politik und Wirtschaft – wie in vielen anderen Ländern – leichter überwunden werden, und Querwechsler in beide Richtungen sowohl Wirtschaft als auch Politik mit Ihren erworbenen Kompetenzen bereichern.“
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